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Eine Mitteilung

Mein Rücken-Bandscheiben-Verschleiss-Problem setzt mir ein Zeichen und stellt mir die Weichen neu. Mit der angeschlagenen Körperlichkeit ist es jetzt offenbar auch Zeit für ein Ende der langjährigen üppigen Maskerade.

Der 40 Jahre lang gearbeitete Morell’sche Clown, Komiker, Pajass & Tausendsassa verbeugt sich vor der Vergänglichkeit und streicht alle seine aufwändigen Solo-Shows und Auftrittsvarianten, sowohl die öffentlichen wie die privaten, aus seinem Angebot.

Für eine altersgerechte, komödiantische Neuorientierung verspüre ich momentan noch keine Glut, die es zu entfachen gilt. Ansonsten werde ich’s ankünden.

Was ich aber nach wie vor anzubieten habe ist den Schauspieler Marco Morelli; ob für Theater, Film, Funk, oder weiss der Teufel was.

Morelli ist noch nicht tot, aber er stinkt schon ein wenig. Spass beiseite, die Spiellust ist ungebrochen, also stürze ich mich in den freien Schauspielmarkt… hoppla.

Zueversicht

I hocke im Bahnhof u luege Lüt a.
Die wo abfahre interessiere mi weniger, aber die wo achöme. Unger dr Uhr u die hani o scho dopplet gseh, hets zwe Fahrplän. Eine für d› Abfahrte u eine für d› Akünft. Die meischte Lüt wo Fahrplän läse, luege die für d› Abfahrte a. I würd scho ender dr anger, aber i maches nid.

I hocke eifach da, trinke Gaffee u tue warte u luege Lüt a. Schöni Lüt, wüeschti Lüt, luschtegi Lüt, truregi Lüt, Auti, Jungi, Bleichi, Schwarzi – aui lueg i a. Die einte mache mi nachdänklich, angeri ds› lache oder ds› schtune. Bi paarne lueg i zwöimau häre u bi vieune chumi mir besser vor.

I cha o dür au die Lüt düreluege, de gsehn› i hingerdra äs glarigs Schoufänschter vomene Reisebüro u dert schpringt ä schöni Frou über nä Sandschtrand i die ungergehendi Sunne.

I säuber tue nid gärn reise, blibe lieber hie u tue warte u luege.
Oepe mau köri die quitschende Brämse vome ne ifahrende Zug u de wirt mi Atem schneuer. I luege u luege u luege u dr Atem wird de wieder normau u i bschteue äs nöis Gaffee. I ha Zyt. Irgend einisch muess Sie cho!
U migottstüri dert chunt Sie, i gloubes nid, muess drümau luege, äs isch se. Mi Puls raset. Sie chunt schier cho ds› schwäbe u verschwindet plötzlich imene Passfoti-Outomat. I trinke schnäu us u loufe übere. Aes blitzt vier mau, i warte vorem Vorhang, dr Apparat isch am schaffe u i bi nervös. Eigentlich sött Sie jitze use cho, aber äs passiert nüt. I bi unsicher, wots wüsse u risse dr Vorhang uf. Ufem Dräischtueu ligt ä dunkurote Lippeschtift – süsch isch Kabine lär.
I bi verwirrt, luege umenang, zie die mittlerwile entwicklete Föteli usem Schlitz u gseh Ihre Chopf. Vier mau, vo aune Site einisch. I ha Schweiss uf dr Schtirne u nä ustrochneti Schnurre. Usse am Outomat hanget äs Täfeli wo druf schteit: Defekt. I gloube i schpinne, wanke übere i d› Beiz u bschteue äs dopplets Lutz.

Dr Föteli-Schtreiffe trochnet ganz u verbleicht zuenämend u räschtlos… – chlopfet mir ä Sekuritas uf d› Schultere u meint: I söu ufwache, dass sig äs Restaurant u ke Schlafsau. Ob das mini Notize sige, äbe de söu i Platz mache u das Züg mitnä.
I packe zäme u schta uf. Im Schoufänschter vom Reisebüro vis a vie schteit dr Sensema u zwinkeret mir mit äm einte Oug zue. I ga zuenim häre u frage was är wöu. Aer heig äs Sonderagebot u bietet mir zum Nulltarif die letschti Reis a. I lehne dankend ab, heig vieu z› tüe u morn ä schtränge Tag.

D› Bahnhof – Uhr louft mitlerwile hingerzi. I ga hei, wott morn cho witerwarte.
I ha Zyt u irgend einisch muess Sie cho!

Haut glich

U de schtani so da
u luege die angere a
u säge zue› mir:
Chum Morelli, muesch nid jammere,
süsch lueg doch mau die angere a.
U de luege i die angere a
u de geits mir grad wieder besser.

Wenn ig aber gseh,
wie die angere mi aluege,
de überchumi de langsam Schiss.
Dänke ächt die über mi,
ämänt öpe no so wi ni über sie
u de chönnts ja de ono si
dass es ihne no wöhler isch dr bi
u de dänki de haut aube gliech
ig sig ä arme Siech.

Hospiz oder Heimat

I ha zwe Froue ka, ds Greti u ds Käthi.
Mit dr einte hani ä Tochter u mit dr angere ä Sohn.
I ha beide gärn u bi sit Jahre, klangheimlich u unbemerkt, zwüsche däne zwöine Bett u Hushäut hin u här keit.
Auso guet, eifach isch’s ja nid gsi u mängisch hani fei chlei Gschichtene müesse erfinde, wes z.B. het gheisse: Was isch das für nes blonds Haar? oder: wo chunt jitz das länge schwarze wieder här? oder: bruchsch du neuerdings Parfüm? oder: was si das für roti Fläcke a dim Haus? oder: hüt Morge hesch doch ä angere Chittu a ka! u.s.w. Eh ja, äs isch nid eifach gsi – item.

Die zwöi Ching si mittlerwile ir Schtifti u im Gymer u dr Zuefau hets wöue, dass sie sich vo letscht ire Disco hei lehre  kenne u drus ä Fründschaft gwachse isch. I beide Hushäut hani de o chönne alose, wie si nis hei erklärt, sie möchte mau dr Fründ, respektive d’Fründin hei zum’ene ds’Nacht ilade, bi ja säuber gschpannt gsi was üs da erwartet.

D’Frou, d. h. Käthle u i heinis de o bereit erklärt öpis ds› choche u irgend einisch hets de glütet. Tochter isch ä chli nervös aber ganz schtouz ga uftue u wär schteit uf dr Schweue: mi Sohn. U hät är nid Wifläsche im Outo vor Mueter, wo ne het häregfahre, vergässe, de wär nämlich d’Gretle nid o no ufe cho u wär a däm Abe i ds Theater.

Jä nu, mir hätte ja o gnue kochet ka, aber so hets haut de unerwarteti Menüänderige gä. Aus Vorschpis Konschternation u Cognac, aus zwöite Gang Agressione u Bordeaux, dr drit Gang Depressione u Münzetee u zum Dessär no i Inzucht igleiti Träne.

Eh ja, äs isch aus ä chli komisch gsi a däm Abe. I ha mi de gli mau verabschiedet u bi mit vouer Blase u lärem Mage i ds Hospiz zur Heimat ga übernachte.
I de fougende Täg, hei mir de Gretle u d’Käthle, unabhängig vonenang, ds’gschpüre gä, i müess mi entscheide, entweder Hospiz oder Heimat, aber beides lig nid drin.

I weiss doch o nid, äs isch schwirig, i ha beide gärn u eigentlich hets ja so wyt nid schlächt funktioniert. Schad, jä nu, hami entschiede: I zügle morn ine schwuli Giele-WG u de lamer no grad ä Schpirale la inetue – wot nid no mau schwanger wärde.

 

I u mi Tod

Wo mi Mueter mi het gebore, isch grad nach dr Abnabelig mi persönlich Tod a mini Site cho. Aer isch de drufabe no a ds› Wuchebett, het sich vorgschteut u meint, är übernämi mi jitz. Woruf d’Mueter seit, är söu de nid z’grob mit mir umga. Für tragischi Schicksalsschleg sig är nid zueschtändig, är begleiti mi nume dür ds’Läbe u wes mau nache sig, de nähm är mi a dr Hang u füer mi düre Schleier u meh heig är nid z’tüe.

Aus Ching ha’ni zu mim Tod no ke tieferi Beziehig ka un’äs Bewustsi über d’Aendlichkeit isch ersch schpäter cho, aber aus erwachsene Ma ha’ni de gli mau gmerkt, dass mi Tod ä verlässliche Partner u’nä tröie Compagnon isch.

Vieu Jahr schpäter ha’ni de mau zuenim gseit: Du Tod, drümau ha’ni dir i mim Läbe bewusst d’Hang usgschtreckt u äs paar mau o mit unüberleite, gfährliche Akzione, du heschse jedesmau gno u se fescht ghäbt, aber wärum hesch de du mi Hang aube wieder los gla, wenn i se zrüggzoge ha?

Lue, das isch mi Ufgab, das isch mi Job, i cha nüt angers u wenn du mir d’Hang usschtrecksch u so äs Zeiche gisch, ja klar, de nimese, de gömer zäme u i füere di düre Schleier. Was uf dr angere Site vom Schleier isch, das weis i nid, geit mi nüt a u nimmt mi überhoupt nid wunger, i weis eifach, dass die wo’ni düre Schleier füere nümme zrüggchöme. I aber blibe uf dr hiesige Site, wieu i bi dr Tod u i köre zum Läbe. U jitz zu dire Frag, wenn du mir d’Hang usschtrecksch, ja guet, de packese, aber wenn i gschpüre, dass du se wieder zrüggziesch, de la se la ga, wieu mir pressierts nid, i ha Zyt u irgendeinisch körsch du mir sowiso.

D’Ehrlichkeit u d’Verbindlichkeit vo mim Tod schetze’ni sehr – mir zwe si nes richtig guets Duo.