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Ich bin Gott – Du auch

«Ig möcht niemer i sine religiöse Gfüeu verletze,
aber wärum eigentlich nid?
Solang ig nume mit Wörter um mi schlah,
cha mir niemer vorem Vergnüege schtah.»

Die einen sind bekennende Christen, andere bekennende Moslems oder Juden, wiederum andere bekennende Hinduisten oder Buddhisten und ich bin bekennender Erdenbewohner und mir reicht das vollkommen.

Religionen sind Auslaufmodelle. Das braucht Zeit, die Aufklärung hat ja gestern erst begonnen. Aber mit was füllen wir das aufkommende seelische Vakuum? Mit Konsum, Sport und Pharma, das sollte doch reichen, oder?

Glauben beruhigt – Rotwein auch. Glauben schaft Fundamentalisten – Rotwein Alkoholiker. Alkoholiker sind mir sympatischer.

Religionen, religiöse Sekten und das ganze esoterische Angebot dient vorzüglich und bequem dazu, den eigenen, jämmerlichen, einsamen Arsch über die Runden zu retten.

Goethe bringt das Thema schlicht und einfach auf den Punkt:
«Wer Wissenschaft und Kunst hat, hat Religion.
Wer keine Wissenschaft und keine Kunst hat, bekommt Religion.»

Mich interessieren Gesprächsrunden mit inteligenten Vertreter der grossen Weltreligionen. Aber ohne Atheist am selben Tisch, haben die Marken-Artikel-Verkäufer keinen wahrhaften Wert.

Spiritualität bedingt einer absoluten Bodenhaftung, alles andere ist schöngeistiger Firlefanz und verlogene Selbstbefriedigung.

Uta Ranke Heinemann (einst vom Vatikan abgesägte Theologin) auf die Frage zu Gott:
«Ich weiss genug um zu schweigen
und zu wenig um über Gott zu reden.»

Viele abendländische Schmalspur-Buddhisten sind verwirrte Katholiken.

Wir streben Demokratien an und die Gleichberechtigung der Geschlechter – braucht es dazu Religionen? Nein, sicher nicht, aber der Rabbiner in der Gesprächsrunde hat schon recht, wenn er sagt: «dass ein Volk oder eine Nation zum Berserkertum verkommt, wenn keine Religiosität mehr vorhanden ist».
Obschon, seit es Religionen gibt, haben die auch nicht viel zu einer friedlicheren Welt beigetragen. Also, nicht Religionen sind gefragt, eher schon eine normale, gesunde Portion Demut und die Achtung der Menschenwürde.

Die Sinnfragen irritieren, weil es keine klaren Anworten gibt, aber es muss ja auch nicht immer auf alles eine klare Antwort geben. Wo kämen wir da hin, das wäre ja stink langweilig.

Der Theologe Hans Küng in einer Radiosendung zur Tatsache, dass es zwischen der Wissenschaft und der Theologie keine Kommunikation gibt, «dass eine bessere Zusammenarbeit beiden Lager weiterhelfen könnte und dass am Schluss eh ein Mysterium steht».
Ja, klar steht am Schluss ein Geheimnis, aber das ist doch der spannenste Ansatz in unserem Menschendasein und öffnet wunderbare musische, künstlerische und philosophische Räume.

Gott sei Dank bin ich Atheist.

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